Kontrolle über den Körper einer anderen Person auszuüben kann ein Mittel des Lustgewinns sein oder Gewalt bedeuten. Im Wechselspiel von Sinnlichkeit und Brutalität ziehen die großformatigen Textilskulpturen der französisch-ägyptischen Künstlerin Hoda Tawakol den Blick auf sich und lassen gesellschaftliche Herrschaftsstrukturen sichtbar werden. Sie verwandeln die neuen Räume des Kunstvereins in einen Palmenhain, einen Ort fruchtbarer Utopien und des Widerstands.

Die Macht des Blicks ist ein kunstimmanentes Thema und taucht vielerorts auch in Erzählungen und Volksglauben auf – vom Horusauge zur Hand der Fatima. Bei Hoda Tawakol wird die Macht des Blicks auf vielfache Weise zur Protagonistin: Als Annäherung und Versicherung zwischen Menschen, zwischen Menschen und Objekten, aber auch als Kontrolle über Körper, Kontrolle von Reizen. Als ein Zusammenspiel aus Anlocken, Verführen und Abklemmen von Reflexen oder Zuständen, Menschen und Körpern. Als Ausdruck der Macht über Zugang und Ausschluss. 

Silent Voices in a Palm Grove sind die stillen Stimmen, die sich im Palmenhain erheben, im Dickicht und Schutz der Dämmerung, und die sich Freiheit erkämpfen, indem sie die Mittel der Repression umkehren: So schaffen sie sich eine Rüstung aus Haar als Kriegerinnengewand und stehen – wie auch die Besucher*innen der Ausstellung – hinter einem großen Vorhang, der den Kunstverein nach außen vor Blicken schützt.

Silent Voices in a Palm Grove ist die erste institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin in Deutschland. Sie studierte Bildende Kunst bei Andreas Slominski an der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg. Ihre Werke waren bereits international in Ausstellungen zu sehen, u.a. im Museum for Art in Wood, Philadelphia (2023) sowie der Kunsthalle Schirn, Frankfurt am Main (2020).

Kuratiert von Rebekka Seubert

Mit freundlicher Unterstützung von

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