VORTRAG

MATTHIAS ZAHLTEN "Warenfetischismus und Gender: Emanzipation durch Konsum?"

DONNERSTAG, 15. FEBRUAR 2018, 18:00 UHR

DO, 15. FEBRUAR 2018, 18:00-19:00 UHR:
VORTRAG
Matthias Zahlten (Künstler, Dortmund, Münster): Warenfetischismus und Gender. Emanzipation durch Konsum?

Der Gegenstand als Ware verweist über seinen reinen konsumierbaren Verbrauchswert auf Bedeutungen, die wir als Menschen in ihn legen. Eine Strumpfhose bleibt somit nicht nur bloßes Kleidungsstück, sondern steht stellvertretend für ihre Träger/-innen, deren Konsum und historisch mit ihnen verknüpfte Ereignisse (wie Warenknappheit zu Kriegszeiten). Zusätzlich bilden Sexualisierung und Fetischisierung des Gegenstandes, des Materials und der Träger/-in selbst weitere Bedeutungsaspekte eines materiellen Symbols.

Der Warenfetisch, so Karl Marx in "Das Kapital" (1867), besitzt religiösen Charakter. Als Fetisch werden ihm Elemente, Attribute und Kräfte zugeschrieben derer der/die Konsument/-in sich ähnlich schamanisch sympatischer Magie ermächtigen kann.[1] Darüber hinaus kann der Fetisch zum Supercharger des Lustempfindens mutieren, durch reine selbstreflexive Bedeutungszuschreibung wird die Ware zum sexuellen Trigger.

Naama Arad bedient sich der Attribuierung der häuslichen Warenwelt und erschafft stetig in der Bedeutungsmutation begriffene anthropomorphe Skulpturen. Die Komplexität der Konsumentin ist dabei ständige Referenz ihrer Symbolcollagen. Doch wo liegen einige der Wurzeln dieser ambivalenten Konsumentin?

Im Jahr 1962 schrieb Helen Gurley Brown ihr Buch „Sex und ledige Mädchen“, in dem sie ein neues Rollenbild der Frau als unabhängige arbeitstätige Selbstversorgerin dem tradierten an der Familie ausgerichteten Bild der „Supermother“ gegenüberstellte:

"In the world of the Single Girl, puritanical reserve and domestic slog were pushed aside in favor of a lifestyle whose credo emphasized individual pleasure and personal ´liberation´ through commodity consumption.“[2]

Die Konsumentin mit der und durch die geworben wurde und wird steht bis heute in diesem ambivalenten Verhältnis zwischen Selbstrealisation durch Konsum und einer häuslich tradierten Warenwelt. Sie ist Teil, Aspekt und Objekt von Waren, Werbe- und Konsumstrategien.

Der Vortrag "Warenfetischismus und weiblicher Konsum" möchte Einblicke in den Symbolcharakter der alltäglichen fetischisierten Dinge eröffnen und das historisch gewachsene Frauenbild am Beispiel der Konsumwelt beleuchten, um eine Facette der Arbeiten von Naama Arad tiefergehend zu betrachten.

[1] Vgl.: Bennet, Mark: The New Flesh. In: Wood, David (Ed.): Body Probe: Torture Garden 2. England 1999, S. 6-17, hier: S. 6.

[2] Osgerby; Bill: ‘Commodity Feminism’ in 1960’s Visual Culture. Sex Style and Single Girls. In: Holloway, David; Beck, John (Hg.): American Visual Cultures. New York 2005. S. 209-215, hier: S. 209.

 

Die Ausstellung wird unterstützt von:   Logoleiste_Naama Arad

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