Taking my Thoughts for a Walk
Eine Kooperation von Dortmunder Kunstverein und Urbane Künste Ruhr zwischen Westen- und Ostentor
27. Februar – 21. März 2021
Der Dortmunder Kunstverein und Urbane Künste Ruhr laden zu Taking my Thoughts for a Walk ein, einer Spaziergangsroute durch die Dortmunder Innenstadt als besonderes Ausstellungsformat in der Pandemiezeit. Ab 27. Februar 2021, finden sich für drei Wochen rund 15 künstlerische Arbeiten entlang der Kampstraße, die selbständig rund um die Uhr entdeckt werden können.
Nehmen wir unsere Gedanken mit auf einen Spaziergang: Wenn Handlungen und Entscheidungen von Fakten und Prognosen bestimmt werden, scheint der Raum unserer Möglichkeiten vor der Wirklichkeit zusammen zu schrumpfen. Reisen, Begegnungen und Lebensräume werden zunehmend virtuell, während Gefühle und körperliche Realität – genau wie das Virus – physisch bleiben. Wie kann das Gleichgewicht wieder hergestellt werden, damit wir uns zu Hause fühlen in der Welt? Der französische Philosoph Michel Serres (1930-2019) fragt in seinem Buch „Atlas“ diesbezüglich, ob wir unsere Bleibe nicht ohnehin seit Anbeginn der Menschheit in unserem Kopf und in unseren Träumen suchen? In diesem Sinne sprechen wir durch die Kunst: Let’s take our thoughts for a walk! (Zitat nach Esther Adam)
Die zwischen Westen- und Ostentor platzierten künstlerischen Arbeiten werfen ein neues Licht auf die Ihnen bekannte Stadt: Sie spinnen sowohl fiktive als auch ganz reale Geschichten und möchten zu neuen Gedanken und Wahrnehmungen anregen. Manches wird Ihnen ins Auge springen, anderes ist versteckt und muss erst entdeckt werden.
Bitte achten Sie beim Spazierengehen auf sich und auf andere und tragen Sie, wo nötig, Ihren Mund-Nasen-Schutz.
Spaziergangskarte zum Download
Esther Adam *1988 in
Reutlingen, lebt in Bremen
Various
works from the series Perspectives, ongoing
Esther
Adam verfasst
Zeichnungen und kurze Texte, die sie mit transparentem Gel auf Fensterflächen
anbringt. In ihren filigranen, bisweilen kaum sichtbaren Arbeiten beschäftigt
sich die Bremer Künstlerin häufig mit der komplexen Wechselbeziehung des
Einzelnen zu seiner persönlichen und gesellschaftlichen Umgebung. Ihre
poetischen Werke tauchen immer wieder an verschiedenen Glasfassaden als
Wegbegleiter beim Spaziergang entlang der Kampstraße auf. Halten Sie also die
Augen offen!
Daihatsu
Rooftop Gallery
ab 27.02.: Gabriele Edlbauer Team Austria – I am from Österreich, 2020
ab 06.03.: Helmut Heiss Reif
für die Insel, 2020
ab 13.03.: Wolfgang Obermair Die Wende, 2021
Die Daihatsu Rooftop Gallery
ist ein mobiles Ausstellungsdisplay für zeitgenössische Kunst. Seit März 2020
macht Peter Fritzenwallner damit Skulpturen, die sonst nur in Kunsträumen zu
sehen wären, auch in Zeiten sozialer Distanzierung öffentlich sichtbar. Anfangs
in den österreichischen Alpen unterwegs, brachte die gelbe Autodachgalerie die
Kunst erst in die Dörfer und anschließend in die Hauptstadt nach Wien. Und nun:
Dortmund. Unter dem Pflaster liegt hier nicht der Strand, doch Möglichkeiten
für Weltflucht allerhand!
Etienne
Dietzel *1986 in
Bad Salzungen, lebt in Halle
Displacement, 2021
Der Findling ist die
häufigste Form des erratischen Blocks, also eines Gesteins, das durch
geophysikalische Prozesse oder menschliches Zutun nicht dort liegt, wo man es
erwarten würde. Etienne Dietzel erstellt Findlinge, indem er digitale Photographien um das Modell eines
fiktiven, 3D-generierten Steins legt. Die Photographien selbst zeigen
Gesteinsformationen, in denen Menschen sich durch Zeichnungen oder Schriftzüge
in die Landschaft eingeschrieben haben.
FORT, gegründet 2008
Guilty Flowers, 2018
Die Arbeit Guilty Flowers des Künstler*innenkollektivs FORT
ist am tränenförmigen, begrünten Kreisverkehr vor der Sparkasse installiert.
Ein noch verpackter Blumenstrauß im Mülleimer legt die Spur zu einer Erzählung,
einem Mikrodrama des Alltags, dessen Protagonist*innen nicht mehr anwesend
sind. So entsteht eine Spannung zwischen der bildhauerischen Geste und den
Fragen an das starke erzählerische Bild.
Laura Leppert *1993 in Henstedt-Ulzburg, lebt in Berlin
Crude Oil Acts (Snail Time), 2021
Laura
Lepperts Arbeit ist ein
orts- und jahreszeitenspezifisches Hörstück, begleitet von einem Text, der
einen mäandernden Dialog zwischen zwei fiktiven Charakteren wiedergibt. Über
den nebenstehenden QR-Code oder unsere Webseiten können Sie das Stück und den
Text auf Ihr Smartphone laden. Gemeinsam umkreisen sie Fragen zur urbanen
Infrastruktur, dem Dehnen und Stauchen von Zeit und dem Auftauchen vergessener
Begegnungen. Während Sie über den Reinoldiplatz spazieren, aktiviert das
Rollenspiel im Text eine ganz andere Welt.
Yoshinori Niwa
*1982 in Aichi, JPN, lebt in Wien
Withdrawing Adolf Hitler from a Private Space,
2018
Yoshinori Niwa
provoziert ein Nachdenken über das Verhältnis zwischen privatem und
öffentlichem Raum. Besonderen Fokus legt er dabei auf den Umgang mit Geschichte
und der daraus resultierenden Verantwortung in verschiedenen Generationen. Sein
Altkleidercontainer zur Entsorgung unerwünschter oder kompromittierender
Relikte aus der Nazizeit, steht nach Stationen in Graz, Wien, Düsseldorf und
Köln nun an einem Ort, an dem 2019 ein Geschäft öffnete, das u.a. die bei
Neonazis beliebte Bekleidungsmarke „Thor Steinar“ verkaufte.
David Reiber Otálora *1992
in Münster, lebt in Berlin
…a long way from home, 2021
Der deutsch-kolumbianische Künstler
beschäftigt sich kritisch mit der Darstellung des vermeintlich „Anderen“. Durch
seine ortsspezifisch entstandene Arbeit verleiht er dem Platz von Buffalo eine
neue Lesart, indem er die kegelförmige Architektur des U-Bahn Aufzugs zu einem
Tipi umdeutet, die traditionelle Behausung indigener Völker Nordamerikas. Die
Büffelskulptur auf dem Platz betrachtet mit etwas Distanz das scheinbar
romantische Sonnenuntergangsmotiv, das sich aus Logos aus dem Obsthandel
zusammensetzt.
Phung-Tien Phan *1983 in Essen, lebt in Essen
Cosmopolit,
2021
Phung-Tien Phan erstellt in ihren bildhauerischen und
filmischen Werken mysteriöse Szenen aus Alltagsbeobachtungen. Im Schaufenster
kombiniert sie kosmische und irdische Elemente, die eine transzendentale
Spannung aufbauen: Als Hintergrund für die Installation prallt eine
fantastische Welt aus populären Weltallmotiven auf einen aus Pflanzen und
anderen Elementen arrangierten Altar sowie auf persönliche häusliche
Alltagsgegenstände. Die physische Realität auf der Erde sucht nach Verbindung
zu Orten außerhalb unserer Welt.
Salon Atelier, gegründet 2009
never ever, 2021
samstags 18-20 Uhr
sonntags 16-18 Uhr
Das Dortmunder Kollektiv Salon Atelier besteht aus bildenden Künstler*innen,
Musiker*innen und Schauspieler*innen. Gemeinsam schaffen sie für den
Stadtspaziergang jeweils am Wochenende über zwei Stunden stille Szenen des Alltags, die als Tableaux Vivants (lebende Bilder) an
verschiedene Handlungen erinnern, die uns in der Pandemie teilweise fremd
geworden sind. Sie werden in der ersten Etage hinter den Schaufenstern
dargestellt und spielen mit Entfremdung und Vertrautheit, mit Nähe und Distanz.
Angharad Williams *Ynys Môn, GB, lebt in
Berlin & Ynys Mon
Questions,
2021
Auszug aus Eraser, 2020-21
Angharad
Williams verbindet in ihren Werken skulpturale, installative und textbasierte
Elemente mit performativen Handlungen. Ihre Posterserie ,,Questions“ regt auf
subtile Weise zum Nachdenken über Verhalten und soziale Strukturierungen an.
Zunächst kaum merklich eingebettet in das grafische Rauschen urbaner
Infrastruktur, ist Williams Arbeit eine subversive Geste, die elementare Fragen
in den Raum wirft.
Wormhole
Between the lines, 2020 / Wormhole Special, 2021
Wormhole
ist eine Zeitung junger Künstler*innen, die als mehrsprachige Plattform
schriftliche und visuelle Inhalte vervielfältigt. Inspiration ist die soziale
und politische Dimension des Zeitungsformats als ein Ort der Debatte, der
kollektiven Wissensproduktion und der Subversion, der über Grenzen hinweg
verbindet. Während between the lines Texte, Arbeiten und Ideen aus der
Zeit des Lockdowns präsentiert, widmet sich das Special dem Wandel und
der Politik des öffentlichen Raums und nimmt dabei auch Bezug zur Kampstraße.
Mit künstlerischen Beiträgen von: Mikołaj Sobczak, Alison Yip, Mira Mann und Anna R. Winder.
Mit Texten von: Lisa Tracy Michalik, Carl Brandi, Jonas Schug, Arisa Purkpong, Úlfur Logason, Steven Sander, Alison Yip, Mira Mann und Anna R. Winder, Mikołaj Sobczak
Grafikdesign: Thomas Spallek.
Eine Kooperation zwischen
Mit freundlicher Unterstützung von
Besonderer Dank an